Über die

Tangermünder Scherer-Orgel (1624)

Einführung

Der Hamburger Orgelbauer Hans Scherer der Jüngere (Tätigkeit bis etwa 1631 nachgewiesen) war zu seiner Zeit der bedeutendste Orgelbauer Norddeutschlands.

Die Orgel in der St. Stephanskirche Tangermünde ist heute das einzige Werk Scherers, von dem sowohl das prachtvoll geschnitzte Gehäuse als auch etwa 50 % der Originalpfeifen, darunter alle Prospektpfeifen, erhalten sind. Dies ist der größte zusammenhängende Pfeifenbestand einer Orgel aus dieser Zeit überhaupt, und daher von unschätzbarem Wert. Für das fehlende Pfeifenwerk gab es genügend Anhaltspunkte, um es originalgetreu rekonstruieren zu können.

Diese einmalig günstigen Voraussetzungen verpflichteten dazu, den Originalzustand der Orgel von 1624 wieder herzustellen. Ein Dokument des Orgelbaus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das europäischen Rang besitzt, und damit ein ideales Instrument für die authentische Aufführung von Orgelmusik dieser Zeit ist neu erstanden.

Geschichte

1623-24 Erbauung der Orgel durch Hans Scherer den Jüngeren aus Hamburg, einen der  bedeutendsten Orgelbauer seiner Zeit, mit 34 Registern auf 3 Manualen und Pedal.

Nach 1700 verschiedene Instandsetzungsversuche durch den Tangermünder Organisten und Orgelbauer Johann Georg Helbig sowie den Orgelbauer Elias Wernitz.

1712-16 Umbau durch Johann Michael Röder aus Berlinum

1790 Neubau der Windladen und Trakturen von Haupt- und Oberwerk durch Johann Gottfried Zabel aus Tangermünde

1856-58 Grundlegender Umbau durch Friedrich Hermann Lütkemüller aus Wittstock; viele neue Register, neue Windladen und Trakturen für Rückpositiv und Pedal sowie neue Klaviaturen

Bis 1930 verschiedene kleinere Umbauten entsprechend dem jeweiligen Zeitgeschmack, u. a. Einbau eines Schwellers

Seit 1933 Überlegungen zur Wiederherstellung des Scherer-Zustandes. Namhafte Orgelexperten betonen immer wieder den außergewöhnlichen Wert des Instrumentes.

Ab 1980 Restaurierung des Kircheninneren

1983 Ausbau des kaum noch spielbaren Werkes

1988 Statische Stabilisierung der Orgelkonsole

1990-92 Restaurierung des Orgelgehäuses

1991-94 Restaurierung bzw. Rekonstruktion der Scherer-Orgel auf den Zustand von 1624 durch Alexander Schuke Orgelbau Potsdam

2018/19 Ausreinigung und behutsame Nachrestaurierung, Hinzufügung einer Oberlade für das Rückpositiv mit den beiden Zungenregistern MessingRegal 8′ und Krummhorn 8′

Disposition

Im RückPositiff (1. Manual)

 

Principal 1-2 fach (Prospekt)

8.fuß

Gedact

8.fuß

Quintadeen

8.fuß

Octava

4.fuß

Holflöit

4.fuß

Zifelit

1 1/2.fuß

Mixtur 2-4 fach

 

Scharp 3-6 fach

 

MessingRegal

8. fuß

Krumbhorn

8. fuß

Im OberWercke (2. Manual)

 

Principal (Prospekt)

16.fuß

Quintadeen

16.fuß

Octava

8.fuß

Gedact

8.fuß

Flöite

4.fuß

Ruspipe 2 fach

 

Mixtur 5-8 fach

 

Scharp 3-5 fach

 

Im OberPositiff (3. Manual)

 

Principal

8.fuß

Holpipe

8.fuß

Flöite

4.fuß

Nasath

3.fuß

Waltflöit

2.fuß

Zimbel 3 fach

 

Trommete

8.fuß

Zincke (ab f0)

8.fuß

Im Pedal

 

Principal (Prospekt)

16.fuß

Untersatz

16.fuß

OctavenBaß

8.fuß

FlöitenBaß

4.fuß

RuspipenBaß 2 fach

 

BassunenBaß

16.fuß

TrommetenBaß

8.fuß

CornettenBaß

2.fuß

Schiebekoppel OberPositiff/OberWerck

 

Tremulant

 

4 Sperrventile

 

Klaviaturumfänge:

 

Manual  C D E F G A B H – c3  (kurze Oktave)

 

Pedal  C D E F G A B H – d1  (kurze Oktave)

 

Stimmtonhöhe: a1 = 486 Hz bei 15 °C

 

Stimmungsart: mitteltönig nach Praetorius

 

Adresse

Stephanskirche Tangermünde

Pfarrhof 6

39590 Tangermünde

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